Biografie
Das Leben führt nicht immer geradeaus. Manchmal muss man kleine Staus, Umwege oder Sackgassen in Kauf nehmen – das weiß auch Alina. „Eine richtige Künstlerin zu werden, eine selbstbestimmte Songwriterin, die weiß, was sie kann und wo sie steht, war ein langer Prozess“, sagt die in Berlin lebende Sängerin und Songwriterin. Unter anderem säumten Ängste und Zweifel sowie eine Stimmbandoperation ihren Weg, doch heute ist Alina absolut abgekommen. Sie weiß, was sie sie will und nimmt ihr Leben und ihre Karriere selbst in die Hand.
Angefangen hat alles im zarten Alter von sieben Jahren. „Meine Eltern hatten gemeinsam mit meinem Opa und einem Freund der Familie jahrelang eine Band und auf dem 40. Geburtstag meines Vaters trat ich das erste Mal mit ihnen auf“, erinnert sich Alina. „Ich habe damals in erfundenem Kauderwelsch-Englisch ‚Let’s Twist‘ gesungen und war total angstfrei: Ich stürmte einfach auf die Bühne, tanzte, sang und die Leute sind ausgerastet. Das war ein genialer Moment, der sich natürlich eingeprägt hat.“ Ab da lässt die Musik Alina nicht mehr los. Eine kleine Schnellabhandlung der folgenden Jahre: Mit 14 die erste Band, dann aufgrund von Zweifeln, ob man überhaupt Musikerin werden kann, wenn man nicht aussieht wie eine Barbie, erst mal Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften studiert, danach alles auf eine Karte gesetzt und mit zig Nebenjobs ein Studium an der Popakademie finanziert, auf unzähligen Hochzeiten und Firmenfeiern gesungen, dabei die Stimme so überstrapaziert dass es zur erwähnten Operation kam – und dann endlich ein Plattenvertrag mit einem Major-Label.
2017 erscheint Alinas autobiografisches und sehr persönliches Debütalbum „Die Einzige“, das sich zwölf Wochen in den deutschen Charts hält. „Gute sechs Jahre habe ich an dem Album gearbeitet. Als es endlich veröffentlicht wurde, fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen, weil ich endlich all diese Geschichten erzählen durfte“, so Alina. Auf einmal ging alles ganz schnell. Alina war plötzlich „die deutsche Adele“ und trat in einer großen TV-Sendung nach der nächsten auf. „Alles war so spektakulär – aber wie wird man von jetzt auf gleich spektakulär, wenn man eigentlich auch diese in den Songs thematisierten Zweifel in sich trägt? Alle sahen mich als die Diva, dabei waren da auch diese Verletzlichkeit, Unsicherheit und Angst. In der Phase, habe ich gemerkt, was ich will und was ich nicht will. Ich möchte nicht um jeden Preis erfolgreich werden und mich dafür den Gesetzmäßigkeiten unterwerfen, sondern ich muss das machen dürfen, was ich möchte, was ich fühle, was mich widerspiegelt und was echte Emotionen in mir hervorruft. Denn nur dann habe ich das Gefühl, dass es Sinn macht.“
Seitdem nimmt Alina alles selbst in die Hand. „Es macht mir einfach Freude, selbst anzupacken, mir die Hände schmutzig zu machen und den Prozess von A bis Z mitzugehen, mitzufühlen und mitzudenken“, sagt sie. „Das ist mir auch von meinen Eltern so vorgelebt worden, sie hatten jahrzehntelang einen Bürofachhandel, den sie aus dem Nichts aufgebaut haben. Klar ist das manchmal anstrengend, alles selbst zu machen, aber auf der anderen Seite ist es unfassbar befriedigend.“
Alinas Songs entstehen gemeinsam mit ihrem Freund und Songwriting-Partner Johannes Meergans in dessen Berliner Studio. Das Ergebnis ist ganz besonderer Pop: Egal ob in eingängigen Melodien oder berührenden Balladen verpackt, kehrt sie mit beeindruckender Offenheit ihr Innerstes nach außen. Mal singt sie mit entwaffnender Ehrlichkeit von Selbstzweifeln, dann wird Liebeskummer humorvoll verpackt. Über allem thront ihre Stimme: Alinas Gesang ist voller Wucht und Intensität, hat aber zugleich dieses nuancenreiche, warme Timbre.
Wie vielseitig Alina ist, bewies sie in den letzten Jahren mit ganz unterschiedlichen Projekten und Zusammenarbeiten: 2018 erschien in Kooperation mit dem Berlin Marathon die Single „Berlin“, 2020 lieferte Alina mit „Bleiben für immer“ den Titelsong für den Kinofilm „Berlin Berlin“ und wenig später kollaborierte sie für die Single „Überleben“ mit dem DJ DIZE. Darüber hinaus gründete Alina eine eigene Songwriting-Schmiede namens „Fraenkeleven“, deren Ziel es ist, KünstlerInnen musikalisch aufzubauen. Ihren bisher größten Erfolg als Songwriterin feierte sie letztes Jahr, als Helene Fischer für ihr Album „Rausch“ den von Alina geschriebenen Frauen-Power-Song „Die erste deiner Art“ auswählte. „In dem Song geht es darum, wie es ist, wenn man anders ist und eine Tür aufstößt, durch die andere dann gehen können“, sagt Alina. „Als mein Debütalbum erschienen ist, habe ich mich schon auch als Pionierin gefühlt, weil es 2017 in Deutschland einfach niemanden gab, der vergleichbar gewesen wäre. Ich habe ja in einer Zeit angefangen, als es noch nicht en vogue war, etwas dicker zu sein und nicht ins Bild zu passen. Ich bin halt nicht das kleine süße Mädchen, dass alle Boxen abhakt. Ich sage, was ich denke und ecke damit auch mal an.“
Zuletzt hat Alina an ihrer EP „Lavendelfelder“ gearbeitet, die im Juni erscheint. Darauf ist auch die Single „Selbstgemacht“ enthalten, die ihren Werdegang perfekt zusammenfasst und zugleich eine echte Selbstermächtigungs-Hymne ist. Warum hat sie eigentlich trotz allen Rückschlägen immer an der Musik festgehalten? „Weil es meine Bestimmung ist“, sagt Alina. „Klar haben wir Menschen oft mehrere Interessen und Talente, das gilt auch für mich. Es gibt aber nichts, das mich so sehr bewegt, wie die Musik und womit ich auch so viel bewegen kann. Das ist ein bisschen wie bei Spiderman und all diesen Marvel-Superhelden, die eigentlich nerdige, picklige Teenager sind, aber dann diese Superpower haben. Das soll nicht selbstüberschätzend klingen, aber singen ist meine Superpower!“